Unser Einsatz gegen das Corona…

3. April 2020


Ausgerechnet in Belgien, von wo aus wir in „normalen“ Zeiten einen Teil unserer weltweiten Hilfseinsätze koordinieren, haben wir unseren bisher größten Einsatz gegen das Coronavirus und die durch das Virus verursachte Lungenkrankheit Covid-19 gestartet. Denn mit bisher (Stand: 02.04.2020) etwas mehr als 1.000 Todesfällen bei 11 Millionen Einwohner*innen liegt Belgien dicht hinter Italien und Spanien als eines der am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder. Wir unterstützen Krankenhäuser bei der Infektionskontrolle und helfen in Alten- und Pflegeheimen sowie bei der Versorgung gefährdeter Gruppen wie Obdachloser und illegalisierter Migrant*innen.

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Man könnte annehmen, dass Belgien, ausgestattet mit einem der fortschrittlichsten Gesundheitssysteme der Welt, keine externe Hilfe für die Bewältigung einer Gesundheitskrise benötigt. Aber trotz der vielen gut ausgestatteten Krankenhäuser ist Belgien vor dem Ausbruch einer Pandemie, wie viele europäische Länder, nicht gewappnet. Wir helfen mit unserem Fachwissen und dort, wo nun Versorgungslücken entstehen. Wir können den enormen Einsatz, den das Gesundheitspersonal in Belgien angesichts der Coronavirus-Pandemie leistet, ergänzen – aber natürlich nicht ersetzen.

In der Coronavirus-Pandemie helfen wir mit unserem Fachwissen zu Epidemien

„Die Krankenhäuser in Belgien brauchen uns nicht, um eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten“, sagt Meinie Nicolai, Geschäftsführerin der belgischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen. „Was wir hingegen einbringen, ist unser Fachwissen – gewonnen aus den Erfahrungen mit Cholera, Ebola und Pest – darüber, wie man ein Krankenhaus und dessen Patient*innenströme organisiert, um weitere Infektionen zu verhindern. Damit stellen wir sicher, dass die Menschen unter den bestmöglichen Bedingungen behandelt werden können.“

In zwei der am stärksten betroffenen Gebiete – Mons und Antwerpen – sind unsere Teams bereits in Krankenhäusern gegen das Coronavirus im Einsatz. Im Universitätskrankenhaus in Mons helfen wir beispielsweise medizinisch und schulen das Gesundheitspersonal im Umgang mit persönlicher Schutzausrüstung – vor allem, wenn diese Mangelware ist. Außerdem unterstützen wir mit Maßnahmen zur Infektionskontrolle. Wir helfen zum Beispiel dabei, Covid-19-Patient*innen innerhalb des Krankenhauses besser von anderen Patient*innen zu trennen. Unser Team wird auch psychologische Unterstützung für das medizinische Personal des Krankenhauses leisten, welches seit einigen Wochen unter sehr schwierigen Umständen, extrem hart arbeiten muss.

Rasche Hilfe in den am schlimmsten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Gebieten

„Schon als wir ankamen, gab es eine große Anzahl von Patient*innen, und täglich werden es mehr“, sagt Stephan Goetghebuer, unser Covid-19-Koordinator in Mons. „Unsere Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus funktioniert sehr gut.“ Er ergänzt: „Wir hoffen, dass diese Erfahrung aus der Arbeit in einem vom Ausbruch stark betroffenen Krankenhaus, zusammen mit unseren Erfahrungen aus vielen anderen Epidemien, es uns ermöglichen wird rasch zu helfen.“ Unseren Ansatz wollen wir dokumentieren, damit er in anderen Einrichtungen wiederholt werden kann – auch ohne die direkte Unterstützung durch unsere Teams.

Schutz vor dem Coronavirus in Pflegeheimen

Das neuartige Coronavirus tötet unverhältnismäßig viele ältere Menschen. Mehr als 93 Prozent der Menschen, die in Belgien an Covid-19 starben, waren über 65 Jahre alt. Da das medizinische Personal aufgrund der Überlastungssituation die Versorgung in Pflegeheimen aktuell nicht mehr überall abdecken kann, unterstützen wir mehr als 150 Pflegeheime in Brüssel mit mobilen Teams.
Die Teams prüfen, ob Bewohner*innen der Pflegeheime mit dem Coronavirus infiziert sind, isolieren die Infizierten so gut wie möglich von den anderen Bewohner*innen und sorgen für eine optimale medizinische Versorgung, wenn keine regelmäßigen Arztbesuche stattfinden können. Außerdem unterstützen und schulen wir das Pflegeheimpersonal bei der Desinfektion potenziell kontaminierter Bereiche und bei der effektiven Verwendung von Schutzausrüstung, wenn diese knapp ist.

Unterstützung der angesichts des Coronavirus am stärksten gefährdeten Gruppen

Obdachlosigkeit ist ein großes Problem in Belgien. Das Coronavirus hat die Situation zusätzlich verschärft, da eine Reihe von Zentren für Obdachlose und Menschen ohne Papiere geschlossen wurde. Normalerweise wird Menschen mit Coronavirus-Symptomen empfohlen, sich zu Hause zu isolieren, was für Menschen, die kein Zuhause haben, offensichtlich unmöglich ist. Deshalb haben wir unter anderem ein Zentrum für Menschen ohne Unterkunft, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, eröffnet. Hier werden sie unter anderem medizinisch versorgt und können in ein Krankenhaus überwiesen werden, wenn sich ihre Symptome verstärken. Das Zentrum bietet Platz für 50 Betten und kann bei Bedarf auf 150 Betten erweitert werden.

Es braucht systematische Tests auf Coronavirus-Infektionen

Insgesamt sind wir mit 115 Kolleg*innen in Belgien im Einsatz gegen das Coronavirus und Covid-19 – und sehen uns, wie das Gesundheitspersonal im ganzen Land, verschiedenen Herausforderungen gegenüber. Dazu zählt etwa der Mangel an Schutzausrüstung wie Schutzkleidung und Masken. „Das medizinische Personal und alle Mitarbeiter*innen, die in Belgien an vorderster Reihe gegen das Coronavirus kämpfen, sollten systematischer getestet werden, damit Krankenhäuser und Gesundheitszentren nicht selbst zu Brennpunkten neuer Infektionen werden“, sagt Meinie Nicolai.
Nur wenn ausreichend und systematisch auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet wird, können wir Übertragungsketten unterbrechen und eine angemessene Versorgung sicherstellen.

Mehr Informationen zu unserem Einsatz gegen das Coronavirus – auch in anderen Ländern.



Ärzte ohne Grenzen